Offener Brief an den Bundesrat Gleichlange Spiesse für die Luftfahrt!

Von: VPOD, SEV-Gata, Kaufm. Verband, kapers, Aeropers

In einem offenen Brief wenden sich Gewerkschaften und Verbände des Luftverkehr an den Bundesrat.

Bern, 12. Oktober 2020

Offener Brief an den Bundesrat: Gleichlange Spiesse für die Luftfahrt

Sehr geehrte Frau Bundespräsidentin, liebe Simonetta

Sehr geehrte Mitglieder des Bundesrates

Dankbar nehmen wir zur Kenntnis, dass der Bundesrat unsere Sorge um die Schweizer Luftfahrt und deren wirtschaftliche Bedeutung für tausende von Arbeitnehmenden ernst nimmt. In Ihrer Antwort am 7. April 2020 auf unser Schreiben vom 20. März 2020 haben Sie Abfederungen in Aussicht gestellt, für die mit dem «Luftfahrtspaket» später auch ein Tatbeweis erbracht wurde. Für dieses Engagement gegenüber Parlament, Verwaltung und Öffentlichkeit danken wir namens der Mitarbeitenden dieser Branche herzlich.

Weiterhin Sorgen bereiten uns, den Vertretenden der Mitarbeitenden des Luftverkehrs, folgende Sachverhalte:

Quarantänebestimmungen

Die gegenwärtige Vielfalt an Einreisebestimmungen ist aktuell für die Luftfahrt der Schweiz klar ein Nachteil. Während auch in Nachbarländern die Anerkennung von «Corona-Tests» zwar in verschiedener Ausgestaltung das Reisen vereinfacht, leidet die Schweizer Luftfahrt unter dem gegenwärtigen unflexiblen «Quarantäne-Regime» der Schweiz.

Als Gewerkschaften und Personalverbände massen wir es uns nicht an zu beurteilen, welche Massnahmen zum Schutz von Passagieren und Mitarbeitenden effektiv und erforderlich sind. Unsere Sorge betrifft die Ungleichbehandlung mit entsprechendem Wettbewerbsnachteil – durch formelle und praxisbezogene Unterschiede gegenüber anderen Ländern wie auch gegenüber anderen Mobilitätsformen.

Wir bitten den Bundesrat eindringlich, sich für ein adäquates und möglichst einheitliches «Corona-Test- und Quarantäne-System» zusammen mit den europäischen Ländern einzusetzen und rasch sicherzustellen, dass zehntausende Arbeitsplätze in der Schweiz nicht unnötigerweise gefährdet werden.

Temporäre Zusatzmassnahmen

Auch systemrelevante Wirtschaftsbereiche befürchten, selbst in der Zeitperiode verlängerter Kurzarbeitsoptionen, sich je nach Verlauf der Pandemie nicht rechtzeitig zu erholen.

Die Szenarien in der Luftfahrt sind breit. Kaum zu bestreiten ist, dass die Luftfahrt mit dem Rückgang der Epidemie, verbunden mit Innovationen zur Reduktion von Emissionen, auch in der «Nach-Corona-Ära» ein Wachstumsmarkt bei zunehmender Bevölkerung und anhaltender Erschliessung neuer Märkte bleiben wird.

Mit dem «Freezing» sollten die Kapazitäten mit den Beschäftigten und den vorhandenen Gesamtarbeitsverträgen durch die Hilfen des Bundes gesichert sein. Unseres Erachtens sollte die Sicherung der Arbeitsplätze mit Einhaltung der GAV Teil der Bedingungen des Kreditvertrages sein.

Nicht unwahrscheinlich ist, dass die Kapazitäten im Luftverkehr erst - trotz erwartetem stetigen «Aufwärtstrend» - verzögert deren «Vor-Corona-Niveau» erreichen werden. Unter Berücksichtigung der allgemeinen Wirtschaftslage, des Arbeitsmarktes und der Luftfahrtindustrie gilt es rechtzeitig zu prüfen, welche weiteren Übergangsmassnahmen zweckmässig sind für Branchen, die sich zwar klar erholen, aber marktbedingt erst später zu ihrer ursprünglichen wirtschaftlichen Leistung zurückkehren. Dies im Interesse des längerfristigen Leistungserhalt unserer Volkswirtschaft und der Sozialversicherungen. Für die Luftfahrt bietet sich eine bedarfsabhängige und wirkungsorientierte Option einer weiteren Verlängerung der Kurzarbeit geradezu an, gerade auch um die «spezifisch qualifizierten» Arbeitnehmenden für die Luftfahrt längerfristig erhalten zu können.

Die Krise wirkt sich bereits jetzt – trotz Kurzarbeitsentschädigung – dramatisch auf die Löhne aus. Einige waren bereits vor der Krise im prekären Niedriglohnsegment. Kreditrückzahlungen dürfen nicht zur Existenzbedrohung für viele Angestellte werden.

Ebenfalls gilt es längerfristig zu prüfen, welche Anpassungen in branchenübergreifenden Grundausbildungen mit erforderlichen Spezialisierungsmöglichkeiten zu entwickeln sind, damit Schwankungen besser aufgefangen werden können.

Im Namen der Gewerkschaften und Personalverbände der Schweizer Luftfahrt danken wir Ihnen für die Würdigung unserer Anliegen und stehen für einen Austausch gerne zur Verfügung. Wir erwarten die Umsetzung der dringlich erforderlichen Schritte und sehen Ihrer Stellungnahme mit grossem Interesse entgegen.

Kontaktpersonen der aufgeführten Organisationen:

kapers, Dr. phil. Sandrine Nikolic-Fuss, 076 379 69 91,
VPOD Luftverkehr, Stefan Brülisauer, 076 547 51 21,
kaufmännischer verband, Kommunikation, 044 283 45 13,
Aeropers, Kilian Kraus, +49172890807 ,
SEV-GATA, Philipp Hadorn, 079 600 96 70,


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